Ungünstige Ernährung, zu wenig Bewegung, Umweltfaktoren und chronischer Stress können in unserem Körper Entzündungsprozesse befeuern. Folge: „Silent Inflammation“
Silent Inflammation- Was ist eine stille Entzündung?
Eine klassische Entzündung ist eine Abwehrreaktion des Immunsystems auf krankheitserregende Keime und wird meistens schnell bemerkt, z.B Fieber, Rötungen, Schmerz…
Stille Entzündungen verlaufen lange ohne Symptome, keine Rötungen im Gewebe der Haut, keine Schwellung, keine Wunde. Die stille Entzündung lässt uns nicht wie bei einer Infektion durch Fieber, Schmerzen oder Pochen aufhorchen. Sie brennt wie ein Schwelbrand langsam vor sich hin und breitet sich in unserem Körper aus.
Da eine Silent Inflammation über längere Zeiträume unbemerkt und unbehandelt bleibt, wird das Immunsystem dauerhaft beansprucht und geschwächt, die Energie fehlt, um Angriffe auf die Gesundheit abzuwehren.
Wie bei allen Entzündungen werden entzündungsfördernde Botenstoffe ausgeschüttet, z.B.
Interleukin 6, Interleukin 2, TNF-Alpha…
Chronische Entzündungen sind eine Ursache für Autoimmunerkrankungen, Herzerkrankungen, Diabetes Typ II, Krebs…
Entzündungen haben mehrere Ursachen:
Ungesunde Ernährung:
Weißer Zucker und Kohlenhydrate sorgen für einen schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels. Durch den schnell schwankenden Blutzuckerspiegel droht eine Insulinresistenz, es werden entzündliche Zytokine produziert – chemische Botenstoffe, die Entzündungen verursachen.
Durchlässiger Darm (Leaky-Gut-Syndrom)
Ursache ist oft ein gestörtes Mikrobiom (Darmflora). Das Leaky-Gut-Syndrom beschreibt eine durchlässige Darmschleimhaut, durch die Bakterien und andere schädliche Stoffe aus dem Darminneren ins Blut gelangen. Folge: Das Immunsystem reagiert mit einer Entzündung.
Verursacher für eine durchlässige Darmschleimhaut können Antibiotika, Pestizide und eine übermäßiger Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln sein.
Chronischer Stress
Bei Stress schüttet der Körper das Hormon Cortisol aus, bei Dauerstress über einen langen Zeitraum. Steigt der Cortisolspiegel, beeinflusst das wiederum das Hormon Insulin, was zu Blutzuckerschwankungen führt, wodurch vermehrt Zytokine produziert werden. Das Stresshormon Cortisol wirkt grundsätzlich entzündungshemmend, kann bei Dauerbelastung eine Cortisolunverträglichkeit verursachen.
Trotz dauerhaft hohem Cortisolspiegel können Entzündungsprozesse nicht mehr gestoppt werden. Entzündliche Zytokine aktivieren die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse und die HSD-Aktivierung (HSD; 11-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-1) im Fettgewebe, was wiederum zu einer Cortisolausschüttung führt. Cortisol löst in den Zellen eine Signal zur Fettspeicherung aus, insbesondere Bauch und Leberfett.
Der hohe Cortisolspiegel führt zu verstärktem Appetit und somit zur Gewichtszunahme. Fettzellen wiederum produzieren verstärkt Entzündungsstoffe. Ein Teufelskreis zwischen Dauerstress und Gewichtszunahme, was eine Silent Inflammation begünstigt.
Umweltgifte
Die tägliche Konfrontation mit Umweltgiften ( Schwermetalle, Haushaltsreiniger, Medikamente, Abgase, Rauch, Körperpflegeprodukte, Pestizide, Umweltgifte…) überfordert unser Immunsystem, es kann nicht mehr einwandfrei funktionieren und es entstehen Entzündungen.
Eine Silent-Inflammation ist Mitverursacher vieler Krankheiten und kann diese begünstigen:
- Arteriosklerose
- Alzheimer, Demenz
- Asthma
- Rheuma
- Metabolisches Syndrom
- Nitrosativer Stress
- Oxidativer Stress
- Insulinresistenz
- Typ II Diabetes
- Morbus Parkinson
- Multiple Sklerose
- Rheumatoide Arthritis
- Neurostress
- Osteoarthritis
- Chronic Fatigue Syndrom (CFS)
- Depressionen
- Chronische obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED)
- Infolge dessen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs
Bei einer ketogenen Ernährung werden die Kohlenhydratanteile in der Ernährung durch eine höhere Fett- und Proteinzufuhr substituiert. Im Körper werden dann vor allem Fette in Form von Ketonkörpern zur Energiegewinnung herangezogen.
Tierversuche konnten belegen, dass diese Ernährungsweise den Entzündungsparameter senken kann.
Ketogene Diäten können die Therapie bei Epilepsien und neurodegenerativen Erkrankungen unterstützen und positiv beeinflussen. Eine Stabilisierung der Zellhomöostase und ein antiinflammatorisches Milieu könnten hier eine Rolle spielen.
Keto
Keto ist die Kurzform für ketogene Ernährung. Sie bezieht sich auf die Stoffwechselform Ketose. Neben dem Glukosestoffwechsel ist die Ketose eine ganz natürliche Stoffwechselform des Köpers, auf den jeder Mensch zurückgreifen kann. In vielerlei Hinsicht ist die Ketose dem Glukosestoffwechsel überlegen.
Babys werden in Ketose geboren und befinden sich so lange sie gestillt werden im ketonen Stoffwechsel.
Die Ketose ist ein Stoffwechselzustand, bei dem das Gehirn und andere Gewebetypen im Körper nicht auf Glukose als primäre Energiequelle zurückgreifen, sondern auf sogenannte Ketone.
In der Leber kann körpereigenes Fett und zugeführte Fettsäuren zu Ketonkörpern umgewandelt werden, die für die Energieversorgung der Zellen zur Verfügung stehen. Dieser Stoffwechsel ist evolutionsbiologisch für die Entwicklung des Menschen zur Überlebensstrategie geworden, insbesondere in Hungerzeiten.
Aktuelle Studien belegen Therapieerfolge durch Ketogene Ernährung als begleitende Therapie. Eine ketogene Ernährung kann nicht eine schulmedizinische Behandlung und Beratung eines Arztes ersetzen.
Die Wirkung von Ketonkörpern kann als Ersatzbrennstoff verstanden werden bei der Verwertungsstörung von Insulin wie z.B. bei Insulinresistenz oder oxidativem Stress. Bei neurologischen Erkrankungen und bestehender Glucose Unterversorgung dienen Ketonkörper als effiziente Energieversorgung, weil sie die Bluthirnschranke überwinden und oxidativen Stress abbauen kann. Sie hemmen die mTor-Signalfunktion und pro-inflammatorische Transkriptionsfaktoren und dadurch Entzündungsprozesse.
ATP (Adenosintriphosphat)
ATP ist der Hauptenergiespeicher der Zellen. Jede einzelne Zelle im menschlichen Körper bezieht Ihre Energie aus ATP.
Ketonkörper können schnell vom Gehirn verwertet werden und erzeugen mehr ATP als Glukose.
Ist viel ATP vorhanden, ist die Zelle besonders aktiv, das führt zu mehr Energie für Body und Brain. Ist kein ATP vorhanden, stirbt die Zelle ab.
Neurologische Störungen werden häufig mit einer Störung der ATP-Produktion in Verbindung gebracht, ausgelöst durch eine mitochondriale Dysfunktion.
Oxidativen Stress zu reduzieren ist wichtig, um mitochondriale Dysfunktionen zu verbessern. Oxidativer Stress ist z.B. auch verantwortlich für Metastasierung bei Krebserkrankungen.
Ketonkörper reduzieren oxidativen Stress und bewirken eine stärkere Glutathionproduktion im Gehirn.
Glutathion ist neben Melatonin das wichtigste Antioxidans für das Nervensystem.
Im Hippocampus, der zentralen Schaltstelle im limbischen System ist eine verstärkte Produktion von Glutathion nachzuweisen. Depressionen können zu einem reduzierten Volumen im Hippocampus führen, genau wie chronischer Stress.
Der Hippocampus ist wichtig für die Überführung von Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis.
Nervensystem
Ketone Ernährung sorgt für eine bessere Balance zwischen GABA (Gamma-Aminobuttersäure) und Glutamat im Nervensystem.
Glutamat ist ein erregender Neurotransmitter, GABA ein hemmender Neurotransmitter im Nervensystem.
Epilepsie, Depressionen oder Burnout bringen eine Ungleichgewicht zwischen GABA und Glutamat, Glutamat ist erhöht und führt zu einer Überreaktion im Nervensystem.
Folgen können im schlimmsten Fall Migräne, Tinnitus u.ä. sein.
Alzheimer
Alzheimer ist eine progressive neurodegenerative Erkrankung, die durch den Verlust kognitiver Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Dabei kommt es zu degenerativen Veränderungen im Cortex.
Bei Alzheimer ist der Glukosestoffwechsel gestört, die verschiedene Areale im Gehirn betreffen, es liegt eine Insulinerkrankung vor.
Es spricht alles dafür, dass eine präventive Umstellung von Glukosestoffwechsel zu einer Nutzung von Ketonkörpern im Falle von Alzheimer und Demenz sinnvoll ist.
Faktoren für eine Ketogene Ernährung:
- hoher Fettgehalt in der Nahrung (ca. 80% der Gesamt-Nahrungskalorien)
- sehr geringer Kohlenhydrat-Gehalt der Nahrung (max. 20-30g täglich)
- moderater Proteinverzehr (0,8 – 1,2 g Protein pro kg Körpergewicht täglich)
- Hoher Ballaststoffverzehr (Darmflora)
- Stressreduzierter Lebensstil ( chronischer Stress und Schlafmangel sabotieren die Ketose)
Lebensmittel:
Olivenöl, Leinöl, fettreicher Fisch, Nüsse, Kokosöl, fettreiche Milchprodukte aus Bioqualität, grüne Gemüsesorten (niedrige glykämische Last) Fleisch, Tofu, Produkte aus Lupinen, rote Beeren, Avocado…
Ketone Ernährung kann je nach Erkrankung und Stoffwechselsituation unterschiedlich intensiv und mit unterschiedlicher Gewichtung der Makronährstoffe durchgeführt werden.
Die Ernährungsumstellung sollte ärztlich und ernährungstherapeutisch begleitet werden.
Es hat sich bewährt zur Verbesserung der Ketose regelmäßig Kraft- und Ausdauersport zu betreiben, auch die zusätzliche Zufuhr von MCT-Fetten (mittelkettigen Triglyceride) hat sich bewährt.
Ketone Ernährung verbessert den oxidativen Stoffwechsel von Mitochondrien, was zu einer verbesserten ATP-Produktion führt, wirken neuroprotektiv und reduzieren die Bildung von oxidativem Stress und haben eine antiinflammatorische (entzündungshemmende) Wirkung auf das Nervensystem.
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